Wie eine KI deine Einzigartigkeit (teilweise) kopieren kann (Teil 2)

Teil 2: So baust du dein ICH-Paket
Die Theorie ist klar: KI kann etwa 70 Prozent deiner Stimme lernen. Aber wie bringst du einer Maschine bei, wer du bist? Die Antwort liegt nicht in komplizierten Prompts, sondern in systematischer Selbstreflexion. Hier ist die Anleitung für dein persönliches ICH-Paket.
Hier ist der erste Teil der Serie.
Die drei Paket-Größen: Wähle dein Investment
Bevor wir ins Detail gehen: Wie viel Zeit willst du investieren? Die Qualität des Ergebnisses hängt direkt vom Aufwand ab.
Basis-Paket (30 Minuten)
Was: Persönlichkeits-Fragebogen Ergebnis: Grundlegende Tonalität und Struktur Für wen: Gelegenheitsnutzer, die schnell starten wollen
Standard-Paket (2 Stunden)
Was: Fragebogen + 3-5 Arbeitsproben Ergebnis: Authentische Stimme mit erkennbaren Mustern Für wen: Regelmäßige Content-Ersteller
Premium-Paket (halber Tag)
Was: Fragebogen + Arbeitsproben + systematische Textanalyse Ergebnis: Hochpräzise Stimmen-Nachbildung Für wen: Professionelle Autoren, Marketer, Creator
Die meisten fangen mit dem Standard-Paket an und erweitern bei Bedarf. Das ist völlig in Ordnung - dein ICH-Paket kann wachsen.
Der Persönlichkeits-Fragebogen: Deine Stimme vermessen
Das Herzstück jedes ICH-Pakets ist eine systematische Selbstanalyse. Aber keine Sorge - das ist kein Psychologie-Studium, sondern eine präzise Bestandsaufnahme deiner Kommunikationsgewohnheiten.
Kommunikationsstil-Spektren
Bewerte dich auf einer Skala von 1 bis 10:
Direkt (1) ↔ Subtil/Andeutend (10) Gehst du schwierige Themen frontal an oder arbeitest du dich vorsichtig heran?
Konfrontativ (1) ↔ Empathisch/Harmonisierend (10) Wie gehst du mit Widerspruch um? Suchst du die Auseinandersetzung oder den Konsens?
Komplexität beibehalten (1) ↔ Radikal vereinfachen (10) Bleibst du bei der Vielschichtigkeit von Themen oder reduzierst du auf das Wesentliche?
Autoritär/Expertenstimme (1) ↔ Auf Augenhöhe/Lernend (10) Sprichst du als Experte zu Schülern oder als Kollege zu Kollegen?
Strukturiert/Listen (1) ↔ Fließend/Erzählend (10) Denkst du in Aufzählungen oder entwickelst du Gedanken organisch?
Inhaltliche Präferenzen
Theorie vor Praxis (1) ↔ Praxis vor Theorie (10) Erklärst du erst das Konzept oder zeigst du direkt die Anwendung?
Bekannte Pfade (1) ↔ Unkonventionelle Ansätze (10) Bleibst du bei bewährten Methoden oder suchst du gerne neue Wege?
Direkter Humor (1) ↔ Subtile Ironie (10) Falls du Humor einsetzt - ist er offensichtlich oder versteckt?
Originalitäts- und Kreativitätsspektren
Mainstream-Referenzen (1) ↔ Nischige/Unerwartete Bezüge (10) Verwendest du bekannte Beispiele oder überraschst du mit ungewöhnlichen Vergleichen?
Konventionelle Struktur (1) ↔ Experimentelle Formate (10) Hältst du dich an bewährte Textaufbauten oder experimentierst du gerne?
Die persönlichen Kontextfragen
Hier wird es spezifisch:
Deine Hauptrolle als Autor:
Fachexperte/Guru: "Ich erkläre dir, wie es geht"
Entdecker/Forscher: "Ich finde mit dir heraus, wie es funktioniert"
Mentor/Coach: "Ich helfe dir dabei, es selbst zu entwickeln"
Kollege/Peer: "Wir arbeiten gemeinsam daran"
Kritiker/Analyst: "Ich hinterfrage und bewerte"
Deine Hauptzielgruppe: Wer liest dich typischerweise? Einsteiger, Fortgeschrittene, Experten? Welche Branchen, welche Probleme?
Dein fachlicher Hintergrund: Was prägt deine Perspektive? Aus welcher Erfahrung sprichst du?
Deine absoluten No-Gos: Was würdest du nie schreiben oder empfehlen? Welche Ansätze lehnst du grundsätzlich ab?
Arbeitsproben: Der Beweis im Text
Fragebogen allein reicht nicht. KI lernt am besten aus Beispielen - aber nicht aus irgendeinem Sammelsurium, sondern aus strategisch ausgewählten Texten.
Was gute Arbeitsproben ausmacht
Verschiedene Formate, gleiche Persönlichkeit Nimm nicht nur Blog-Artikel. Kombiniere Newsletter, Social Media Posts, längere Analysen. Die KI soll sehen, wie sich deine Stimme in verschiedenen Kontexten ausdrückt.
Vollständige Texte, nicht Fragmente Ein halber Absatz zeigt keine Struktur. Die KI braucht komplette Gedankengänge, um deine Argumentationslogik zu verstehen.
Deine besten Arbeiten Nicht das, was du mal schnell runtergeschrieben hast, sondern das, womit du zufrieden bist. Das sind die Texte, in denen deine Stimme am klarsten durchkommt.
Wie viele Texte brauchst du?
Minimum für Standard-Paket: 3-5 längere Texte (je 1000+ Wörter) Optimal für Premium-Paket: 8-12 Texte verschiedener Formate
Warum so viele? KI erkennt Muster. Ein einzelner Text kann ein Ausreißer sein. Erst mehrere Beispiele zeigen, was konstant "du" ist und was situative Anpassung war.
Verschiedene Modi berücksichtigen
Du schreibst anders für LinkedIn als für deinen Newsletter. Anders in kurzen Posts als in ausführlichen Artikeln. Das ist normal - und die KI soll das auch können.
Das ICH-Paket erfasst deine Kern-Persönlichkeit. Die Anpassung an verschiedene Kanäle übernimmt dann die KI selbst. Du musst nicht für jeden Kanal ein eigenes Profil erstellen.
Das Paket in die KI einpflegen: Die optimale Prompt-Struktur
Jetzt wird es praktisch. Du hast deine Antworten, du hast deine Texte - wie bringst du das in die KI?
Die Grundstruktur
Du schreibst ab sofort in meinem persönlichen Stil. Hier sind die wichtigsten Informationen über meine Stimme:
PERSÖNLICHKEITSPROFIL:
[Deine Antworten aus dem Fragebogen, strukturiert aufbereitet]
ROLLE UND ZIELGRUPPE:
[Deine Rolle + Hauptzielgruppe]
ARBEITSPROBEN:
[2-3 repräsentative Textbeispiele mit jeweils 2-3 Sätzen Einordnung]
NO-GOS:
[Deine absoluten Tabus]
Schreibe ab sofort konsequent in diesem Stil. Bei Unsicherheiten frag nach, anstatt zu raten.
Nachfrage-Strategien entwickeln
Hier eine unterschätzte Technik: Bring der KI bei, die richtigen Fragen zu stellen.
"Wenn du unsicher bist, frage mich:
Soll dieser Text eher direkt oder subtil sein?
Welche Zielgruppe soll ich ansprechen?
Wie detailliert soll ich werden?
Soll ich ein konkretes Beispiel verwenden?"
Das verhindert, dass die KI rät und dabei deine Stimme verwässert.
Iterative Verbesserung
Dein ICH-Paket ist nicht in Stein gemeißelt. Im Gegenteil - es sollte wachsen.
Nach jedem größeren Text:
Was passte gut?
Was klang fremd?
Welche Aspekte deiner Stimme hat die KI übersehen?
Monatliches Update: Ergänze neue Arbeitsproben, schärfe deine Selbsteinschätzung, passe die Prompts an.
Weiterentwicklung: Dein Paket schärfen
Feedback-Loops mit der KI
Hier wird es interessant. Die KI kann dir dabei helfen, deine eigene Stimme besser zu verstehen.
"Analysiere meine letzten drei Texte. Welche Muster erkennst du, die mir selbst vielleicht nicht bewusst sind?"
Oft entdeckst du dabei Eigenarten, die du selbst übersehen hast. Diese Erkenntnisse fließen zurück ins ICH-Paket.
Wann eine Überarbeitung nötig ist
Deine Stimme entwickelt sich Menschen ändern sich. Nach einem Jahr intensiver KI-Arbeit schreibst du vielleicht anders als vorher. Das ICH-Paket sollte mithalten.
Du erweiterst deine Zielgruppen Neue Kunden, neue Themen, neue Kanäle - manchmal musst du dein Profil erweitern oder anpassen.
Die KI-Technologie macht Sprünge Neue Modelle verstehen andere Nuancen. Ein Paket, das für GPT-4 optimiert war, funktioniert mit Claude oder Gemini vielleicht anders.
Das Wichtigste zum Schluss: Deine Stimme bleibt deine
Am Ende dieses Prozesses hast du ein mächtiges Tool. KI, die zu 70 Prozent wie du schreibt. Das ist beeindruckend - aber vergiss die wichtigste Erkenntnis nicht:
KI ist ein Verstärker, kein Ersatz.
Die restlichen 30 Prozent - die kreativen Sprünge, die persönlichen Insights, die emotionale Authentizität - das bist und bleibst du. Das ICH-Paket befreit dich von der Grundarbeit, damit du dich auf das konzentrieren kannst, was nur du kannst.
Deine Stimme wird nicht kopiert. Sie wird verstärkt.
Bereit für den nächsten Schritt? Am Ende dieses Artikels findest du unser ICH-Paket-Tool. Damit kannst du in 30 Minuten dein eigenes Persönlichkeitsprofil erstellen und direkt mit dem Experimentieren beginnen.