Das große KI-Bullshit-Bingo: Wie Maschinen unsere Sprache verseuchen

LinkedIn-Influencer sind nicht nur Content-Ersteller, sondern wahre Gamechanger einer vernetzten Arbeitsgesellschaft, die an der Schnittstelle von Thought Leadership, Networking und Community-Building ganze Ecosystems der Interaktion orchestrieren.
Falls dir beim Lesen dieser Zeilen schlecht wurde - herzlichen Glückwunsch. Du hast einen funktionierenden Bullshit-Detektor. Dieser Text ist maschinell generiert und strotzt vor den typischen Signalen künstlicher Intelligenz. Doch während immer mehr solcher Texte unser Internet überfluten, werden viele Menschen nicht mehr erkennen, wann eine Maschine schreibt.
Wikipedia-Autoren schlagen Alarm. Sie haben ein Problem: KI-generierte Artikel überschwemmen die Plattform. Die Qualität leidet so sehr, dass die Editoren eine eigene Seite erstellt haben: "Signs of AI Writing". Ein Feldführer durch den Dschungel maschineller Texte.
Wenn Maschinen schwafeln lernen
Die Wikipedia-Editoren sind zu KI-Detektiven geworden - und sie haben Muster entdeckt, die jeden Text entlarven.
Was sie gefunden haben, ist teils sehr systematisch. KI-Texte folgen Mustern wie Bauanleitungen. Da ist der typische Einstieg: "In einer sich rasant wandelnden Welt..." - ein Klassiker, den jede halbwegs trainierte KI ausspuckt, wenn sie nicht weiter weiß.
Dann die Frage-Überschriften: "Was versteht man unter LinkedIn-Influencern?" Maschineller Journalismus für Anfänger. Als würde ein Roboter versuchen, einen Schulaufsatz zu strukturieren.
Die Listen kommen immer in Dreiergruppen - die berühmte "Rule of Three". KI liebt Aufzählungen wie: "Authentizität, Relevanz und Engagement". Immer schön ordentlich, immer vorhersagbar.
Die Sprache der Buzzword-Zombies
Moderne KI hat eine Obsession für bedeutungslose Begriffe entwickelt - und das hat System.
Schauen wir uns einen besonders schlimmen Fall an:
"LinkedIn-Influencer stehen an der Schnittstelle von Thought Leadership, Networking und Community-Building. Sie generieren nicht nur Content, sondern orchestrieren ganze Ecosystems der Interaktion."
Hier haben wir das komplette Bullshit-Bingo:
"An der Schnittstelle" - die KI-Lieblingsphrase
Deutsch-Englisch-Mix ohne erkennbaren Grund
"Orchestrieren" - als würden LinkedIn-Posts eine Symphonie dirigieren
"Ecosystems der Interaktion" - was zur Hölle soll das sein?
Diese Texte klingen wichtig, sagen aber nichts aus. Sie sind sprachlicher Fast Food - künstlich aufgebläht, aber nährstoffarm.
Die Evolution des KI-Geschwurbels
Von harmlosen Wiederholungen zu Corporate-Sprech-Wahnsinn: KI-Texte werden immer raffinierter - und gleichzeitig immer hohler.
Die ersten KI-Texte waren noch harmlos. Sie wiederholten brave Adjektive wie "wichtig", "spannend", "interessant". Langweilig, aber unschädlich.
Die neuere Generation ist perfider. Sie hat gelernt, wie Corporate Communication funktioniert - und übertreibt ins Groteske:
"Wahre Gamechanger einer vernetzten Arbeitsgesellschaft"
"Katalysator für neue Projekte"
"Digitale Leuchttürme im New Work-Kosmos"
"Content in echte Wirkung transformieren"
Das ist keine Sprache mehr. Das ist linguistische Umweltverschmutzung.
Der KI-Detektor: Ein Werkzeug gegen die Sprachverschmutzung
Weil KI-Detektoren versagen, brauchen wir menschliche Intelligenz - und die richtigen Erkennungsmerkmale.
Die gängigen KI-Detektoren sind Schrott. Sie haben hohe Fehlerquoten und diskriminieren Menschen, die nicht perfekt Deutsch sprechen. Das ist nicht nur nutzlos, sondern gefährlich.
Deshalb habe ich – zusammen mit KI natürlich – basierend auf diesen Erkenntnissen der Wikipedia-Autor:innen einen anderen, nicht nur ernst gemeinten, Ansatz entwickelt: einen Detektor, der nicht versucht, KI zu "erschnüffeln", sondern die sprachlichen Muster analysiert, die uns Wikipedia gezeigt hat.
Die häufigsten Signale im Überblick:
Struktur-Signale:
Übermäßige Frage-Überschriften ("Was sind...?", "Warum sind...?")
Dreier-Aufzählungen ohne erkennbaren Grund
Fazit-Floskeln ("Zusammenfassend lässt sich sagen...")
Übertriebene Fettdruck-Markierungen
Sprach-Signale:
Wiederholte Adjektive ("wichtig", "spannend", "bedeutsam")
Buzzword-Overload ("Gamechanger", "Ecosystem", "Impact")
Deutsch-Englisch-Mischmasch ohne Logik
Leere Superlative ("kann kaum überschätzt werden")
Inhaltliche Signale:
Generische Einleitungen ("In einer sich wandelnden Welt...")
Pseudo-intellektuelle Phrasen ("an der Schnittstelle von...")
Sinnlose Metaphern ("digitale Leuchttürme", "orchestrieren")
Handlungsaufforderungen ohne Substanz ("Jetzt aktiv werden!")
Warum das ein Problem ist
KI-Texte verseuchen nicht nur das Internet - sie verändern, wie wir kommunizieren.
Das Problem geht über schlechte Texte hinaus. Wenn KI-generierte Inhalte zur Normalität werden, gewöhnen wir uns an diese aufgeblähte, bedeutungslose Sprache.
Schüler lernen, dass "an der Schnittstelle von Innovation und Transformation" normal klingt. Mitarbeiter übernehmen den Buzzword-Sprech in E-Mails. Die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Kommunikation verschwimmt - und das nicht zum Besseren.
Wir riskieren eine Welt, in der echte, direkte Kommunikation als "unprofessionell" gilt, während hohle KI-Phrasen als "businesstauglich" durchgehen.
Der Ausblick: Sprache in der KI-Ära
Wir stehen vor einer Entscheidung: Lassen wir Maschinen unsere Sprache definieren - oder kämpfen wir für authentische Kommunikation?
KI wird nicht verschwinden. Die Tools werden besser, die Texte raffinierter. Aber das bedeutet nicht, dass wir kapitulieren müssen.
Drei Dinge können wir tun:
Sensibilität entwickeln: Lerne die Muster zu erkennen. Wikipedia hat uns die Checkliste gegeben - nutze sie.
Standards setzen: In deinem Unternehmen, deinem Team, deinen Projekten. Sage "Nein" zu Buzzword-Bingo und "Ja" zu klarer Sprache.
Authentizität belohnen: Teile Texte, die echt sind. Schreibe selbst so, wie Menschen sprechen. Zeige, dass es einen Unterschied gibt.
Die Maschinen werden immer besser darin, uns zu imitieren. Aber sie können nicht authentisch sein - das müssen wir selbst.
Deshalb gilt: Echte Kommunikation beginnt dort, wo der Bullshit aufhört.
Das Paradox der lernenden Maschine
Hier wird es interessant: KI kann eigentlich verdammt gut schreiben - aber sie hat von uns Menschen gelernt, dass schlechtes Schreiben manchmal professionell aussieht.
Die Ironie ist perfekt. KI-Systeme sind technische Meisterwerke, die Sprache verstehen und produzieren können wie nie zuvor. Ihre Schwäche? Sie wurden mit unserem Content trainiert.
Denk mal darüber nach: LinkedIn ist voll mit Posts wie "In der heutigen disruptiven Business-Welt sind authentische Gamechanger..." - geschrieben von echten Menschen. KI hat das millionenfach gelesen und gedacht: "Aha, so schreibt man professionell."
Die Maschine reproduziert nicht nur unsere Sprache, sondern auch unsere schlechten Angewohnheiten. Sie hat gelernt, dass Buzzword-Salat als "businesstauglich" gilt. Dass leere Superlative Kompetenz signalisieren. Dass "an der Schnittstelle von..." wichtig klingt.
KI ist ein Spiegel unserer Kommunikationskultur - und das Spiegelbild ist nicht schön.
Menschen vs. Maschinen: Wer schreibt schlechter?
Plot Twist: Nicht jeder Text mit KI-Signalen kommt von einer KI. Menschen können genauso schlecht schreiben - und tun es täglich.
Hier ein wichtiger Punkt: Die Wikipedia-Signale entlarven nicht nur KI-Texte. Sie zeigen auch, wie Menschen schreiben, wenn sie "professionell" klingen wollen.
Geh auf LinkedIn und such nach Posts mit:
"In der heutigen Zeit..."
"Gamechanger der digitalen Transformation..."
"Authentizität ist der Schlüssel zum Erfolg..."
Viele davon sind von echten Menschen geschrieben. Menschen, die glauben, dass Corporate Speak kompetent wirkt. Die KI hat diese Muster gelernt - und perfektioniert.
Das eigentliche Problem ist nicht, dass KI schlecht schreibt. Das Problem ist, dass sie zu gut darin geworden ist, so zu schreiben, wie wir es ihr beigebracht haben.
Die Feedback-Schleife des Schreckens
KI lernt von schlechten menschlichen Texten, produziert noch schlechtere Texte, die wieder als Trainingsdaten verwendet werden - ein Teufelskreis.
Stell dir vor: KI wird mit LinkedIn-Posts trainiert, die voller Buzzwords sind. Sie lernt, dass das "gute" Sprache ist. Dann produziert sie noch mehr davon. Menschen lesen diese KI-Texte, übernehmen den Stil - und füttern damit wieder die nächste KI-Generation.
Wir erschaffen eine Welt, in der authentische, direkte Kommunikation als "unprofessionell" gilt, während Geschwurbel als "businesstauglich" durchgeht.
Dieser Artikel wurde mit KI-Unterstützung geschrieben - und zeigt hoffentlich, dass das auch ohne Bullshit-Bingo geht.